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AutorenbildChristoph Raethke

Folge 1: Warum man auf gar keinen Fall Business Angel werden sollte.

Um hinreichend detailliert und vor allem ehrlich zu durchleuchten, welche Chancen das Thema Startup Investment als Business Angel bietet, muss man zunächst Zeugnis ablegen davon, wie schwierig es ist.


Und es ist erstaunlich schwierig.


Das weiß ich, weil ich von Ende 2010 bis Ende 2017 insgesamt zehn jeweils dreimonatige Accelerator-Programme durchgeführt habe mit insgesamt 60 teilnehmenden Teams. In diese Programme waren als Mentoren jeweils zwischen 50 und 60 erfahrene Unternehmer, Experten und Investoren involviert. Die Mentoren hielten Vorträge, stellten Dokumente und Methoden zur Verfügung, gaben den Gründern individuell Feedback sowie Zugang zu wertvollen Ressourcen, und investierten am Ende zum Teil selber als Business Angels. Veranstaltungsort war Berlin, die Stadt mit der in Deutschland mit Abstand besten Umgebung für Startup-Gründer. Ich selber stehe seit 1999 mal mehr, mal weniger in der Startup-Öffentlichkeit, halte Vorträge und Workshops, schrieb von 2013-16 die Startup-Kolumne im "Business Punk" und war bis 2016 in den Youtube-Talkshows "Startup Grind" und "Founders Unscripted" eine Art Roger Willemsen der Startupszene. Mir, und damit "meinen" Startup Teams, standen also in punkto Reichweite, Aufmerksamkeit, Netzwerk, Fachkenntnis und Zugang zu exklusiven Möglichkeiten eine Menge Vorteile zur Verfügung, die nicht jeder hat.


Und trotzdem sind von den Startup-Teams aus meinem Programm bis heute 80% gescheitert - in dem Sinne, dass es ihnen nicht gelungen ist, bleibenden Wert zu schaffen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Selbst unter einer Vielzahl von vorteilhaften Bedingungen und Unterstützung durch einige von Deutschlands erfahrensten Startup-Unternehmern konnte ich nur einer kleinen Minderheit zum Erfolg verhelfen und damit meine Arbeitszeit und Investment in finanziellen Ertrag verwandeln.


Wie ist es dann erst, wenn man versucht, Startups außerhalb eines Ökosystems solcher Vorteile profitabel zu unterstützen - und das als jemand, der nicht sein halbes Leben in der Digitalindustrie verbracht hat?


Es gibt eine zwar nicht repräsentative und auch schon einige Jahre alte, aber in der Branche sehr oft zitierte Analyse von 101 gescheiterten Startups anhand ihrer Post-Mortem-Betrachtungen; solche „Startup-Nachrufe“ sind eine vor allem in den USA oft geübte Praxis, in der Gründer ausführlich erklären, woran es am Ende gelegen hat.





Als sie herauskam, war vor allem eines überraschend. Nämlich, wie oft die Gründer zugeben mussten, trotz aller Kundennähe und –Befragung etwas gebaut zu haben, für das es zu wenig Bedarf gab. Nun gibt es das Phänomen, am Bedarf vorbeizuproduzieren, in jeder Branche. Aber anders als etablierte Unternehmen haben Startups in der Regel nur ein einziges Produkt. Wenn dieses nicht nachgefragt wird, kann das nicht durch andere Teile des Portfolios oder durch Rücklagen aus erfolgreicheren Produkten aufgefangen werden. Die besondere Tücke liegt nun darin, dass sich eine mangelhafte Produktnachfrage oft erst dann manifestiert, wenn ein Startup auf Basis erster, vielversprechender Verkäufe Investment aufgenommen, mehr Personal eingestellt und damit die Fixkosten in die Höhe getrieben hat.


Will man sich all dem als Privatinvestor stellen? Nur, wer das mit Überzeugung bejaht, darf Business Angel werden. Und wenn es schiefgeht, darf er nicht klagen und die Schuld bei anderen suchen.


Alles weitere plus zwei Startup-Pitches gibt es im neuen Podcast.


Die Präsentation der Cuca Intima-Gründerin Linda Wonneberger aus dem Podcast: hier.


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